Die Zukunft liegt in den Händen derer, die mit frischen Gedanken und smartem Tun die entscheidenden Umbrüche wagen. Fantasievoll und optimistisch vernetzen sie die virtuelle mit der realen Welt auf immer neue, mutige, bahnbrechende Weise. Ich nenne sie Übermorgengestalter. Jeder und jede von uns kann das sein.

Selten war Optimismus so wichtig wie heute, um das Beste aus unserer Zukunft zu machen. Doch nur der, der eine positive Zukunft für möglich hält, macht sich für sie stark, hilft mit, nach Lösungsansätzen zu suchen und den Fortgang der Ereignisse mitzugestalten. „Ein Pessimist sieht die Schwierigkeit in jeder Möglichkeit, der Optimist die Möglichkeiten in jeder Schwierigkeit“, sagte einst Winston Churchill.
Judith Mangelsdorf, Professorin für Positive Psychologie, präzisiert: „Optimistische Menschen setzen sich mit größerer Wahrscheinlichkeit proaktiv für Veränderungen ein, weil sie erwarten, dass die Zukunft, die vor ihnen liegt, besser sein kann als die Vergangenheit, aus der sie kommen.“ Optimismus ist somit die Basis für Fortschritt.
Wachsamer Optimismus weitet den Blick für Möglichkeiten, erzeugt Zuversicht, bewirkt Einfallsreichtum, weckt Tatendrang, spornt uns an, wagemutig zu sein und einen erwünschten Ausgang kraftvoll in Angriff zu nehmen. Je mehr wir uns auf das Positive und die Überwindung von Hindernissen konzentrieren, desto größer sind unsere Chancen, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern.
Zukunftsoptimismus ist der Anfang von allem
Optimismus ist lösungsorientiert und sorgt für Gestaltungswillen. Pessimismus hingegen verengt den Blick, überzeichnet Gefahren, misstraut dem Erfolg, hüllt alles in eine dunkle Wolke, lähmt uns und macht uns lethargisch. Optimisten erspähen vielerlei Gelegenheiten und streben das noch unbekannte Bessere an. An Pessimisten ziehen die Chancen vorbei.
Pessimismus ist ideenlos, kleinmütig und rückwärtsgewandt, suhlt sich in den Tragödien seiner Misserfolge, verpulvert alle Energie in Ängsten und Nörgelei. Schwarzmalereien sind wie eine Regieanweisung zum Fiasko, sie vereiteln den Sieg. Optimismus hingegen ist ideenreich, beflügelnd und opulent. Erwartungsvoll und engagiert macht er so lange weiter, bis ein Gelingen den Misserfolg überschreibt.
Zeigt sich die Aussicht auf ein Happy End, schalten Optimisten den Turbo ein. Zu diesem Zweck ist unser Gehirn mit zwei Belohnungszentren ausgestattet: eins für die Vorfreude und eins für die Nachfreude. Die Vorfreude erzeugt Verlangen. Sie gibt uns den Antrieb, ein begehrenswertes Ziel erreichen zu wollen. Die Nachfreude versorgt uns mit Hochgefühlen nach erfolgreich vollbrachter Tat.
Befeuert wird beides durch Glückshormone. Diese körpereigenen Opiate, allen voran Dopamin, geben uns ein wohliges Gefühl, machen fröhlich, selig, euphorisch. Sie machen uns leistungsfähig, unternehmungslustig, im positiven Sinne auch risikobereit und siegesgewiss. Und sie machen uns süchtig. Davon wollen wir mehr. Die nächste Herausforderung, sie kann kommen! Und, na klar, die packen wir ganz gewiss.
Unser Hirn belohnt Optimismus und gute Ideen
Auch Geistesblitze werden mit Dopamin-Shots belohnt. Dies führt zu einer höheren Aufnahmebereitschaft, zu einer stärkeren Vernetzung der Lerninhalte und zum Aufbau von Millionen von Hochleistungsneuronen. So werden wir offener, flexibler und damit auch produktiver. Wir werden agiler und schreiten zur Tat. Glückshormone bringen die Synapsen in Schwung und lassen die Neuronen tanzen.
Wenn das Belohnungssystem jubelt, hegen wir Zuversicht und glauben an den Erfolg. In heiterer Stimmung können wir Berge versetzen, gewinnen an Selbstvertrauen und Schwung. Diese Strategie der Natur hilft uns nicht nur, zu überleben, sie kann unsere Lebensqualität auch erheblich verbessern. Anhaltende Frustration hingegen sorgt dafür, dass wir unseren Ehrgeiz verlieren, weil die Dopamin-Nachfuhr verebbt.
Wer die Zukunft erreichen will, braucht also allem voran Optimismus. In diesem Zustand beschäftigen wir uns mehr mit dem Pro als dem Kontra. Selbstverständlich befassen wir uns auch mit den Risiken und kalkulieren ihre Tragweite ein. Leichtsinn und Blauäugigkeit wären dumm. Unser Hauptaugenmerk gilt aber den Chancen.
Denn wo Schatten ist, ist immer auch Licht. Der Glaube an das Gute als Langzeit-Regulativ ist durchaus berechtigt, wie etwa der niederländische Historiker Rutger Bregman in seinem Bestseller Im Grunde gut anschaulich belegt. Krisen, so schlimm sie im Moment des Durchlaufens wohl waren, sind fast immer auch Gelegenheitsfenster, die wir aufstoßen können für den Umbau zu etwas besserem Neuen.
Lust auf Veränderung? Oh ja, selbstverständlich!
Zukunft meistern ist ein Appell an jeden von uns. „Die Gesellschaft“, „die Wirtschaft“, „die Unternehmen“, das sind wir. Ein Unternehmen kann keine Verträge schließen, keine Kunden betören, keinen Schaden anrichten, keine Umwelt heilen. Am Ende der Leistungskette steht immer ein Mensch. Dies kann jede und jeden zum Schöpfer machen, um eine bessere Zukunft mitzugestalten.
Die entscheidende Regel dabei lautet: Fang schon mal an! Wenn jeder darauf wartet, dass andere den ersten Schritt tun, wird niemand jemals etwas tun. Eine weitere maßgebliche Regel: Bleib nicht allein! Wer etwas Großartiges erschaffen will, fandet nach Mitstreitern, tut sich mit Gleichgesinnten zusammen und sucht sich Sponsoren.
„Zweifle nie daran, dass eine kleine Gruppe engagierter Menschen die Welt verändern kann - tatsächlich ist dies die einzige Art und Weise, in der die Welt jemals verändert wurde“, so die Kulturanthropologin Margaret Mead. Großartig zu sein in dem, was wir tun, und Dinge maßgeblich vorwärtszubringen, ist nicht nur für die Gesellschaft gut, es ist auch ein Geschenk an uns selbst.
Besser zu werden bereitet uns Freude und Spaß
In klassischen Change-Prozessen werden die Mitarbeitenden, wie es einschlägig heißt, durch ein „Tal der Tränen“ geführt. Wie schauerlich! In der Fachliteratur wird auch gerne behauptet, es brauche Leidensdruck, um Veränderungen in Gang zu bringen. Das stimmt nur vereinzelt. Sehr vielen Menschen macht es Freude, zu wachsen und besser zu werden. Ohne jeden Leidensdruck beginnen sie mit etwas Neuem.
Leidensdruck entspringt der Denke in erkalteten Unternehmenskulturen. Zukunftsgewandte Unternehmen hingegen haben verstanden, wie wichtig es Menschen ist, zu lernen und Dinge zu optimieren. Sie gehen Veränderungen mit Lust und Leidenschaft an, um eine gute Zukunft für sich und andere möglich zu machen.
Eine Zukunft, in der wir gerne leben, wird von Menschen gemacht, denen eine gute Zukunft am Herzen liegt. Die Geschichte der Menschheit ist eine Fortschrittsgeschichte. Unser Verbündeter ist die Evolution. Sie favorisiert ehrgeiziges Leben, das sich an die jeweiligen Umstände aktiv anpassen kann. Sie stellt den Pioniergeist vor das Beharren und den üblichen Trott.
Neugier, Wissensdurst und Lernbereitschaft sind uns angeboren - und die wichtigsten Treiber, um voranzukommen. Der Drang, Fortschritt in die Welt zu bringen, ist universell. Übrigens sind wir die einzige Spezies, die ohne Unterlass ganz und gar Neues erschafft. Und das ist auch gut so, denn sonst säßen wir noch immer in Höhlen und würden frieren.
Die Zukunft braucht Menschen mit Pioniergeist
Pioniere, die auf der Suche nach Chancen mutig voranmarschierten, hat es schon immer gegeben. Wir sind die Nachfahren derer, die eine bessere Zukunft wollten und deshalb den Fortschritt wagten. Und mal ehrlich: Oft sind wir doch einfach nur froh, wenn auf etwas schlechtes Bestehendes etwas besseres Neuartiges folgt. Ständig ändern wir was, wenn das Danach uns attraktiver erscheint als das Davor.
Es ist also nicht die Zukunft an sich, die uns beunruhigt oder hoffnungsvoll stimmt, es ist unsere eigene Meinung darüber. Leider führen uns empörungswillige Totalpessimisten bei jedem Innovationssprung gern genüsslich die vermeintlich schlimmen Folgen für die Menschheit vor Augen. Schamlos werden Desinformationen verbreitet, Studien manipuliert und Game Changer diskreditiert, um den Vormarsch des Neuen zu stoppen.
So versuchen veränderungsängstliche Kontinuitätsprotagonisten, eine Zukunft zu konstruieren, in der ihr längst überholtes Vorgehen weiterhin eine Rolle spielt - und verhindern damit genau das, was wir fortan am dringendsten brauchen: den Mut zu neuen Wirtschaftsweisen und umfassender Transformation. Auf diese Weise fallen einst führende Volkswirtschaften, wie derzeit auch Deutschland, immer weiter zurück.
Wer die Honigtöpfe der Zukunft erreichen will, braucht allem voran Menschen mit einem konstruktiven, schöpferisch-optimistischen Zukunftsmindset, einer Denk- und Handlungshaltung also, die das Meistern der Zukunft begünstigt. Die Zukunft wartet nicht auf diejenigen, die den Wandel neophobisch verteufeln und das Weiterkommen unentschlossen verbummeln. Sie läuft immer allen voraus.

Das Buch zum Thema
Anne M. Schüller
Zukunft meistern
Das Trend- und Toolbook für Übermorgengestalter | Nachhaltigkeit - Transformation - Innovation
Gabal Verlag 2019, 232 Seiten, 29,90 Euro
ISBN: 978-3-96739-181-7
Bildnachweis
stock.adobe.com
134320304
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